Frühreife Pferde gefragt
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"Mehr Mut
zum Blut"
- Ausgabe 4/06, Seite 24
Der Ruf nach mehr Härte und Leistungsbereitschaft klingt
durch das Land. Doch wer will beim Einsatz von Vollblut
das Risiko der F1-Generation eingehen? Die Zucht hat sich
stark verändert und verteuert. Seit der Euroeinführung sind die
Decktaxen fast 1:1 umgerechnet worden. Kaum einen Junghengst
bekommt man noch unter 600 Euro.
Auch die Tierarztkosten sind enorm gestiegen. Viele Züchter
sind auf den Abverkauf der Fohlen angewiesen.
Also werden Modeabstammungen eingesetzt. Jeder will vom
großen Kuchen etwas abhaben.
Warum haben also wir eine Vollblutstute gekauft?
Über den Einsatz eines Vollbluthengstes für zwei unserer vier anderen
Stuten wurde schon länger nachgedacht. Jedoch ist der
passende Hengst nicht so einfach zu finden.
Wir haben uns Kriterien wie Härte, Leistungsbereitschaft,
Langlebigkeit und Intelligenz des Pferdes zum Zuchtziel gemacht.
In der Dressur sind schnelles Abfußen und
Reaktionsgeschwindigkeit gefragt, „spritzig“ sollen sie sein.
Trotzdem müssen sie funktionieren und nicht nur für den
„Profi“ reitbar sein.
Sieht man sich die Großen der Dressurszene der letzten Jahre
an, stellt man fest, dass viele hoch im Blut stehende Pferde
darunter sind. Trotzdem ist der Vollbluteinsatz in einigen
Zuchtgebieten stark rückläufig. Das frühreife Pferd ist momentan
gefragt. Aber blütigere Pferde brauchen nun mal wesentlich
länger für ihre Entwicklung.
Mit Amangani (von Goofalik xx - Surumu xx - Königsstuhl), die
in dem Artikel in der April-Ausgabe abgebildet war,
glauben wir eine nervenstarke Stute im Stall zu haben, die
zwar einen tief angesetzten Hals und etwas hohen
Schweifansatz hat, dafür aber mit einem korrekten Fundament,
Rahmen, Größe, tollem Hinterbein, Kopfklarheit und
viel Typ ausgestattet ist.
Wir wir zu dieser Stute gekommen sind, ist eine wunderschöne
Geschichte, die auf unserer
Homepage
nachgelesen
werden kann, da sie hier den Rahmen sprengen würde.
Amangani ist tragend vom Celler Landbeschäler Locksley II,
der über seinen Vater Londonderry und über den fallenden
Mutterstamm (4. Generation Perser xx) genügend Blutanschluss
mitbringt, um die Anpaarung an eine Vollblutstute zu wagen.
Gerade das Weltmeyer-Blut auf der Mutterseite hat uns sehr
gereizt. Natürlich hoffen wir auf vornehmlich weibliche
Nachkommen, da wir mit Amangani einen eigenen Stutenstamm
unserer noch jungen Zucht begründen möchten.
Uns ist klar, dass wir
für das "Unternehmen Vollbluteinsatz" viel Durchhaltevermögen benötigen.
Ob unser Mut irgendwann belohnt wird, wird sich wohl erst in
einigen Jahren zeigen.
Aber getreu dem Motto: „Züchten heißt, in Generationen
denken“, sind wir gerne bereit, diese Risiken einzugehen.
Bernd und Petra Wilhlelmer
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